Wie lange kann man schreiben?

Wolfgang Hohlbein ist einer jener Autoren, die das Bücherschreiben hauptberuflich machen. In einem Interview mit ihm erinnere ich mich gelesen zu haben, dass er täglich 8 Stunden schreibt. Während der Arbeit an meinem neuen Projekt habe ich festgestellt, dass das offensichtlich nicht mein Arbeitsstil ist; während der letzten Wochen hatte ich Zeit und Gelegenheit, tageweise zu schreiben. Aber nach 5 Stunden stellte ich fest, dass ich müde wurde.

Wie lange kann man schreiben? Schreibt Hohlbein wirklich 8 Stunden ununterbrochen? Oder sind da schon Pausen eingerechnet? Gut, eigentlich schreibt man ja auch nicht ununterbrochen, zumindest ich nicht, denn ich setze ab und zu mal ab, um den Gedanken freien Lauf zu lassen. Oder um etwas zu recherchieren. Es ist recht schwer, wenn das Buch dann fertig ist, die Frage zu beantworten, wie lange man dafür gebraucht hat, nicht nur aus diesen Gründen. Denn es ist ja nicht so, dass ich nur in den fünf Stunden an dem Buch arbeite. Das Schreiben ist ja nur ein Teil des ganzen Prozesses. Die Geschichte entsteht vorher und zu allen möglichen (und unmöglichen) Gelegenheiten. Inspiration lässt sich schwer planen. Ich kann meine Inspiration unterstützen, indem ich zum Beispiel spazieren gehe. Ein Weg, der mir für das neue Buch öfter mal geholfen hat, war der Planetenweg im nahen Seepark. Ein Weg, um den Gedanken freien Lauf zu lassen. Manchmal allerdings musste ich auch den Kopf freikriegen, an etwas anderes denken und habe mich mit Freunden getroffen.

Es zeigt sich mal wieder, dass es Fragen gibt, auf die man keine direkten Antworten geben kann. Wie lange kann man schreiben? Unerheblich. Zwar hatte mich auch mal der Ehrgeiz gepackt, da persönliche Bestzeiten aufzustellen, aber ich wurde eines Besseren belehrt, denn wie lange jemand schreibt, sagt eigentlich nichts aus. Und die Frage, wieviel Zeit man denn nun für das Buch gebraucht hat, lässt sich genauso wenig beantworten. Was das neue Projekt betrifft, so bin ich genau genommen seit über 20 Jahren am Arbeiten.
Aber davon erzähle ich vielleicht bei einer anderen Gelegenheit…

One comment

  1. Anonymous

    Also, ich kann nur sagen: Ich schreibe viel und gerne – aber nur dann wenn mich die Muse dazu küsst. Sprich, wenn, dann schreibe ich schon mal zwei, drei Stunden und wundere mich, wo sich die Zeit hin verabschiedet hat.
    Aber wenn ich mir vorstellte (Konjunktiv) 8 Stunden, wie im Büro, zu sitzen und zu schreiben, da würde ich denken, das das eher eine kommerzielle Schreibweise ist. Du hast deine Rahmenhandlung, schreibst den Charakter so, den Charakter so – hast deine fixe Namenspalette, ein Blatt mit Charaktereigenschaften und schon hast du einen Charakter erschaffen für das neue Buch. Wurde ja mal als Tipp gesagt, das man sich wirklich Vor- und Nachnamen suchen sollte, diese dann fröhlich durchmischen, dann einige Charaktereigenschaften raussuchen und dann hast Du deinen Chara für die neue Geschichte. Finde ich ehrlich gesagt nicht so gut.
    Ich beispielsweise schreibe, wenn ich schreibe, dann so, wie mir der Schnabel – oder in diesem Falle eher die Feder – gewachsen ist.

    Ich frage mich auch ehrlich gesagt, ob man, wenn man acht Stunden wirklich ununterbrochen schreibt, einem da die Lust nicht verloren geht. Wenn man da sitzt und ein bischen recherchiert und – also mir würde die Lust verloren gehen, ehrlich gesagt. Ich persönlich schreibe vielleicht mal zwei, drei Stunden an dem einen Tag, dann mal ne halbe an einem anderen Tag – und dazwischen? Gar nicht.
    Ich telefoniere, schaue Fern, lese…

    Weswegen schreibe ich das eigentlich?
    Naja, meine eigentliche Intention war die Frage ob einem da nich irgendwann wirklich die Lust verloren geht, wenn man so schreibt, bzw. wirklich so denkt, wie auf Arbeit.

    MFG Cal

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