10 Comics, die man gelesen haben sollte (Teil 1)

Um die hervorragende Reihe des G.I. abzurunden, habe ich beschlossen, noch einige Comics von Hergés Nachfahren unter die Lupe zu nehmen. Diese Liste ist natürlich höchst subjektiv. Wer also jetzt schreit: „Aber wo ist denn XY?“, oder: „Comic Blabla ist tausendmal besser!“, dem kann ich nur sagen: Pah! Eloquent, aber deutlich.

Ein paar kurze Worte über mich, die dem geneigten Leser helfen mögen, zu verstehen, nach welchem Kriterium die Comics ausgewählt wurden: Ich bin kein Allesleser. Obwohl ich es immer wieder mal versuche, konnte ich mich beispielsweise noch immer nicht mit Mangas anfreunden. Ich mag es, den individuellen Stil von Zeichnern zu erkennen, was sicherlich bei Manga auch möglich ist, aber ich denke, niemand wird mir absprechen können, dass dieser Comicstil grundsätzlich von seiner immer gleichen Bildsprache lebt. Ein wenig wie Disney.

Zweitens liebe ich Comics, die aufwändig gezeichnet sind. Daher spreche ich häufig von Graphic Novels – klingt wichtig und sondert uns Fans ein wenig von der Kinderecke ab. Schwer fällt mir die Wahl zwischen einer guten Geschichte und einem schönen Zeichenstil. Die schönsten Bilder können eine lahme Story kaum retten. Da halte ich vielleicht zwei Bände lang durch. Eine fantastische Geschichte kann mir durch grässliche Bilder aber erst recht madig gemacht werden. Daher an dieser Stelle eine Bitte um Verzeihung an alle Sandman-Fans: Die Grafik ist schauderhaft – and not in a good way!

Es folgt also in willkürlicher Reihenfolge meine Abhandlung verschiedener Comics, die man einfach kennen sollte.

1. The Dark Knight Returns/Die Rückkehr des dunklen Ritters

  • Vorbemerkungen:
Cover der englischen Ausgabe

Als Comic-Fan kommt man an diesem bahnbrechenden Meisterwerk aus der Feder von Frank Miller kaum vorbei. Auch die Tatsache, dass der Titel des aktuellen Kinofilms recht ähnlich klingt, ist kein Zufall. Als die Geschichte im Juni 1986 erschien, sorgte sie für eine kleine Sensation. Obwohl sich die Batman-Reihe seit den 70ern allmählich von ihren kindischen Wurzeln löste – man denke an die Fernsehserie mit Adam West, die in den Jahren zuvor das Bild von Batman prägte – war dieser Batman etwas völlig Neues. Kälter, realistischer, skrupelloser, zwielichtiger – und nichts für Kinder. Viele Kritiker sehen daher in diesem Comic auch die eigentliche Geburtsstunde des Graphic Novels. Und ja, auch sie nutzten den Begriff vor allem dazu, diese Werke von Comics für Kinder abzuheben. Die Geschichte von Batman spielt nicht in der gleichen Welt wie die Heftserien des DC-Verlags, sondern in einer möglichen nahen Zukunft. Solche Gedankenspiele in der Comicwelt werden heutzutage als „Elseworld“-Comic bezeichnet, ein etwas irriger Begriff, da man Gotham City auch sonst nicht wirklich in einem Atlas entdecken wird.

  • Inhalt:

20 Jahre sind vergangen, seit Bruce Wayne sein Cape an den Nagel hängte. Der Tod seines zweiten Kindpartners Robin, der vom Joker erschossen wurde, hatte ihn derart mitgenommen, dass er kapitulierte. Gotham City ist ein verfallener, schmutziger Ort geworden, in dem Jugendgangs ungezügelt ihr Unwesen treiben, in dem die Medien einen gewaltigen Einfluss auf das Denken der Bevölkerung haben. Als Harvey Dent, besser bekannt als Two-Face, aus der Irrenanstalt entlassen wird und sogleich wieder Verbrechen verübt, streift sich Bruce erneut sein dunkles Outfit über. Auch ein neuer Robin findet sich schließlich, die 13-jährige Carrie, die Batman nur sehr widerstrebend akzeptiert. Doch ob Batman ein Retter oder ein Vigilant ist, der sich über das Gesetz stellt, wird in den Medien zu einer hitzigen Diskussion ausgewälzt. Und die Rückkehr des dunklen Ritters lockt auch alte Feinde aus den Schatten heraus…

  • Kritik:

„Die Rückkehr des dunklen Ritters“ hat Maßstäbe gesetzt. Es ist ein wenig wie mit vielen Trendsettern – sie haben die Dinge nicht erfunden, aber populär gemacht und geprägt. In diesem Batman gibt es Ironie, eine intelligente Handlung, die non-linear erzählt wird. Es gibt also Foreshadowing, Rückblicke, subjektive Sichtweisen. Frank Miller verwendet einen Bildstil, der viel von Licht und Schatten lebt. Dieser Stil wird noch heute in allen Batman-Comics und Filmen kopiert. Die Geschichte funktioniert auf vielen Ebenen: Als Heldensaga, als Zivilisationskritik, Medienschelte, Krimigeschichte, politische Satire oder Endzeitthriller. Und all das mündet in einem furiosen Finale. Woran man sich zweifellos gewöhnen muss, ist Frank Millers Zeichenstil. Dieser scheidet die Geister – man liebt es oder man hasst es. Zumindest hier sind die Bilder noch nicht so abstrakt, obwohl Miller zeitweise durchaus eher grob stilisiert. Doch die Art, wie er teilweise Bilder in Panels unterteilt, zersplittert, neu zusammenfügt, das muss man einfach bewundern.

Die Reihe wurde 2001 von Frank Miller fortgesetzt. „The Dark Knight Strikes Again“ wurde ebenfalls ein Erfolg, konnte aber bei weitem nicht so überzeugen wie der Erstling. Dies lag vor allem an dem radikalen Grafikstil mit sehr groben Skizzierungen und surrealen Farbgebungen. Ich persönlich habe es nicht durchgestanden, die Bilder ließen mich Blindheit herbeisehnen.

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